Hyundai Ioniq 5 – Batterie-Reparatur an der 800-Volt-Plattform
Der Hyundai Ioniq 5 gehört zu den wenigen Serienfahrzeugen mit 800-V-
Batteriesystem. Für die Praxis bedeutet das: hohe Ladeleistungen bei vergleichsweise moderaten Strömen und damit geringe Leitungsverluste im Hochvoltsystem.
Ein Ioniq 5 kam zu uns mit der Meldung „Elektrisches System prüfen“ im Kombiinstrument. Auffällig:
Im Fehlerspeicher waren keine eindeutigen Fehlercodes zur Hochvoltbatterie abgelegt.
Kurz erklärt: Die 800-V-Architektur des Ioniq 5
Der Ioniq 5 basiert auf der E-GMP-Plattform von Hyundai/Kia und nutzt ein 800-Volt-Batteriesystem (klassische E-Autos arbeiten meist mit ~400 V).
Was bedeutet das konkret?
Höhere Systemspannung:
Statt z. B. 400 V liegen im Antriebssystem rund 800 V an.Gleiche Leistung, weniger Strom:
Leistung P ergibt sich aus P=U⋅I.
Wird die Spannung U verdoppelt, kann für die gleiche Leistung der Strom I ungefähr halbiert werden.Vorteile im Fahrzeug:
geringere Stromstärken im Hochvoltsystem
dadurch geringere Leitungsverluste in Kabeln und Steckern
dünnere Leitungen möglich → Gewichts- und Platzvorteil
sehr hohe DC-Ladeleistungen an passenden Schnellladern
Für die einzelne Zelle ändert sich durch die 800-V-Architektur erst einmal nichts Grundlegendes:
Es werden schlicht mehr Zellen in Reihe geschaltet, um die höhere Gesamtspannung zu erreichen. Die thermische Belastung der Zellen hängt hauptsächlich von der C-Rate, dem Innenwiderstand und der Kühlung ab – nicht direkt von der Systemspannung des Fahrzeugs.
Diagnose: Auf der Suche nach dem defekten Modul
Der Weg zur Ursache:
Ausbau des Batteriepacks aus dem Fahrzeugboden.

Spannungsvergleich der einzelnen Module im ausgebauten Zustand. Ein Modul zeigte eine 300 mV Abweichung zu den anderen.
Optische Kontrolle: an dem betreffenden Modul waren mechanische Auffälligkeiten.
Die Kombination aus Spannungsabweichung und sichtbaren Veränderungen ist ein klarer Hinweis auf ein geschädigtes Modul. Dieses Modul wurde ausgebaut und ersetzt bzw. instandgesetzt. Nach dem Zusammenbau und den vorgeschriebenen Hochvolt-Prüfungen war die Meldung im Fahrzeug verschwunden, das System arbeitete wieder fehlerfrei.
Zukünftig detaillierte Zell-Diagnose
In Zukunft setzen wir zusätzlich unser eigenes AddCycle Einzellzell-EIS-Messgerät ein.
EIS (Elektrochemische Impedanzspektroskopie) misst die
frequenzabhängige Impedanz einer Zelle.Daraus lassen sich Rückschlüsse auf Innenwiderstand, Diffusionsprozesse und Alterung ziehen.
Ziel ist, Module und Zellen zu identifizieren, die bereits geschwächt sind, bevor sie im Fahrbetrieb auffällig werden oder Fehler im BMS auslösen.
Gerade bei komplexen Systemen wie dem Ioniq 5 hilft das, Reparaturen gezielter und nachhaltiger durchzuführen.
Werden Zellschäden beim Ioniq 5 ein Muster?
Aktuell lässt sich seriös noch nicht sagen, ob der Ioniq 5 überdurchschnittlich häufig Zell- oder Moduldefekte zeigt. Dafür ist die Datenbasis zu klein und die Fahrzeuge sind noch relativ jung.
Was wir sicher sagen können:
Einzelne Moduldefekte kommen vor – wie bei anderen Herstellern auch.
Mit systematischer Messung (Spannungen, Ströme, EIS) lässt sich der Zustand der Batterie sehr viel genauer beurteilen als nur über Bordmeldungen.
Wir werden weitere Fälle dokumentieren und auswerten. Erst dann lässt sich fundiert sagen, ob der Ioniq-5-Akku besonders robust oder unauffällig im Vergleich zu anderen Systemen ist. Eine gute Nachricht haben wir dennoch. Die Traktionsbatterie lässt sich gut Reparieren!